Die Inflation im Euro-Raum liegt derzeit bei 2,6 Prozent, was das niedrigste Niveau seit Juli 2021 darstellt. Dies ist bedeutsam, da es das Zwei-Prozent-Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) in Reichweite bringt. Dennoch hat die EZB bisher eine Zinssenkung hinausgezögert.

Ein entscheidender Grund dafür ist das beobachtete Lohnwachstum, dem die EZB derzeit größte Beachtung schenkt. Die Tariflöhne im Euro-Raum sind laut der EZB im vierten Quartal 2023 um 4,5 Prozent gestiegen, was etwas weniger als zuvor ist. Dennoch wird dies als zu hoch angesehen, um langfristig Preisstabilität zu gewährleisten. Die Entscheidung für eine erste Zinssenkung wird stark von der Entwicklung des Lohnwachstums im laufenden ersten Quartal abhängen.

Hohe Lohnzuwächse könnten langfristig die Inflation beeinflussen, insbesondere wenn die Produktivität auf dem aktuellen niedrigen Niveau bleibt und Unternehmen gezwungen sind, die höheren Lohnkosten an ihre Kunden weiterzugeben, statt sie durch geringere Margen abzufedern. Die EZB hat ein Frühmeldesystem namens “Wage Tracker” entwickelt, um frühzeitig ein Bild von der Lohndynamik zu erhalten. Dieses System deutet darauf hin, dass der Lohndruck im ersten Halbjahr 2024 vorübergehend nachlassen könnte, jedoch danach wieder anziehen dürfte.

Gewerkschaften und Arbeitnehmer verhandeln derzeit aus einer starken Position heraus, da die Arbeitsmärkte im Euro-Raum gut ausgelastet sind und es an Fachkräften mangelt. Trotz des aktuellen Rückgangs der Inflation aufgrund gesunkener Lebensmittelpreise wird erwartet, dass die Kerninflationsrate aufgrund kräftiger Lohnerhöhungen über zwei Prozent bleiben wird.

Es wird eine Weile dauern, bis auch die Kerninflation das Zwei-Prozent-Ziel erreicht, und einige Ökonomen warnen vor verfrühtem Optimismus angesichts der aktuellen Lage. Dies verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen die EZB konfrontiert ist, während sie sich bemüht, die wirtschaftliche Stabilität im Euro-Raum zu gewährleisten.

Wir empfehlen Ihnen und Ihren Kunden, vergleichen Sie intensiv und sichern Sie sich die aktuellen Zinsen, ob eine erwartete Trendwende eintritt, ist weiter nicht vorherzusehen und hängt von vielen weiteren Faktoren ab. 

Quelle: Handelsblatt