Die Europäische Zentralbank (EZB) plant voraussichtlich, ihre Leitzinsen in den kommenden Sitzungen unverändert zu belassen. Dies geht aus Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei einer Veranstaltung des Bundesfinanzministeriums hervor. Lagarde betonte, dass Zinsanhebungen erst mit Verzögerung ihre volle Wirkung auf die Wirtschaft entfalten, und es bestehe Unsicherheit darüber, wie stark dieser Effekt sein werde. Daher sei es notwendig, den Faktoren “etwas Zeit zu geben, um sich zu entfalten”.

Die Haltung der EZB, abzuwarten, wurde von Lagarde in der Vergangenheit nicht so deutlich kommuniziert. Frühere Bemühungen der Zentralbank zielten darauf ab, Spekulationen über baldige Zinssenkungen entgegenzutreten. Obwohl die Terminmärkte eine Zinsreduzierung im ersten Halbjahr 2024 erwarten, ließ Lagarde offen, wie lange genau dieser “etwas Zeit”-Zeitraum sein wird. Es gibt unter Experten unterschiedliche Meinungen darüber, wie lange die Wirkungsverzögerung in der Geldpolitik dauert, wobei zwölf bis 18 Monate als grobe Annäherung gelten.

Seit Juli 2022 hat die EZB die Leitzinsen in einem historisch schnellen Tempo von null auf 4,5 Prozent angehoben, was das höchste Niveau in der Geschichte des Euro darstellt. Die jüngste Sitzung Ende Oktober war die erste, die keine weiteren Zinserhöhungen brachte, nachdem zuvor zehn aufeinanderfolgende Schritte stattgefunden hatten.

Lagarde schloss weitere Zinserhöhungen nicht explizit aus, aber ihre jüngsten Äußerungen machen sie noch unwahrscheinlicher, da der Inflationsdruck zuletzt nachgelassen hat. Im Oktober stiegen die Verbraucherpreise im Euro-Raum noch um 2,9 Prozent. Innerhalb des EZB-Rats herrscht Uneinigkeit darüber, ob der Höhepunkt der Zinsen erreicht ist. Befürworter einer restriktiven Geldpolitik möchten alle Optionen offenhalten, während Befürworter einer lockeren Geldpolitik den Zeitpunkt für gekommen halten.

Die Herausforderung für die EZB besteht darin, Entschlossenheit im Kampf gegen die Inflation zu zeigen, ohne dabei der Wirtschaft unnötigen Schaden zuzufügen und gleichzeitig Spekulationen über Zinssenkungen zu dämpfen.

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(Quelle Handelsblatt)