Isabel Schnabel, Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB), äußert sich in einem Interview zu den aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen und der Geldpolitik der EZB. Nach dem jüngsten Rückgang der Inflationsrate sieht sie vorerst keinen Bedarf für weitere Zinserhöhungen. Mit einem Zitat des Ökonomen John Maynard Keynes verdeutlicht sie, dass ihre Meinung von den sich ändernden Fakten abhängt.

Schnabel erklärt, dass die letzte Meile im Kampf gegen die Inflation unsicher, langsamer und holpriger sei. Dennoch zeigt sie sich zufrieden mit der Wirkung der restriktiven Geldpolitik, die dazu beitrage, das Nachfragewachstum zu dämpfen. Dies sei notwendig, um die Inflation wieder auf das Ziel der EZB von zwei Prozent zu lenken. Obwohl das Wirtschaftswachstum in den letzten Quartalen schwach war und voraussichtlich auch im aktuellen Quartal schwach bleiben wird, erwartet Schnabel eine allmähliche Erholung im nächsten Jahr. Eine tiefe und langanhaltende Rezession werde jedoch nicht erwartet.

Die Inflationsrate im Euroraum ist im November auf 2,4 Prozent gesunken, der niedrigste Wert seit Juli 2021. Schnabel warnt jedoch davor, den Märkten zu früh Orientierung über den zukünftigen Kurs zu geben, da Überraschungen in beide Richtungen möglich seien. Die EZB-Präsidentin Christine Lagarde und der französische Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau hatten bereits angekündigt, dass voraussichtlich in den nächsten Quartalen keine Änderungen in der Zinspolitik zu erwarten seien.

Die Märkte hingegen rechnen bereits mit einer Zinssenkung im April 2024, und es wird erwartet, dass die Inflation schnell sinken wird. Schnabel mahnt zur Vorsicht und betont, dass Zentralbanken vorsichtiger sein müssen als die Märkte. Sie weist darauf hin, dass die EZB im Oktober eine Zinspause beschlossen hat und der Einlagensatz weiterhin bei 4,00 Prozent liegt, dem höchsten Niveau seit Beginn der Währungsunion 1999.

Die jüngste Inflationsentwicklung wird von Schnabel als ermutigend betrachtet, was ihre Zuversicht stärkt, dass die EZB bis spätestens 2025 wieder das Inflationsziel von zwei Prozent erreichen kann. Allerdings warnt sie davor, nicht zu früh den Sieg über die Inflation zu verkünden. Ein leichter Anstieg der Teuerung wird in den nächsten Monaten erwartet, auch bedingt durch auslaufende Hilfsprogramme und statistische Effekte wie den Rückgang der Gaspreise vor einem Jahr in Deutschland.

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Quelle: rts/nwi