In der kommenden Woche wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihre nächste Zinsentscheidung treffen. Die Märkte erwarten weitgehend eine moderate Zinssenkung um 25 Basispunkte. Allerdings setzen Optionshändler auf deutlich stärkere Schritte und wetten darauf, dass die EZB bis Mitte des Jahres mindestens eine Zinssenkung um 50 Basispunkte vornehmen wird. Besonders im Fokus stehen Optionen, die an den dreimonatigen Euribor-Zinssatz gebunden sind und im Juni auslaufen. Das Handelsvolumen dieser Optionen ist seit Jahresbeginn rapide gestiegen und hat am Mittwoch fast 600.000 Kontrakte erreicht, während die ausstehenden Positionen um 75 % auf knapp 2 Millionen Kontrakte zugenommen haben.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat kürzlich auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos bekräftigt, dass die Zinsen weiter gesenkt werden sollen, da die Inflation in diesem Jahr voraussichtlich auf den Zielwert von 2 % zurückgeht. Auch Peter Kažimír, Mitglied des EZB-Rats, sieht die Möglichkeit von drei bis vier Zinssenkungen in Folge, beginnend bereits in der kommenden Woche. Swaps, die an Sitzungstermine gebunden sind, preisen eine erste Zinssenkung um 25 Basispunkte für die Entscheidung am 30. Januar ein. Bis Juni werden drei Zinssenkungen um jeweils einen Viertelpunkt erwartet, und bis Jahresende könnten es insgesamt vier sein.

Trotz der spekulativen Wetten auf die EZB bleiben die Unsicherheiten über die Zinspolitik der US-Notenbank Fed bestehen. Die Fed hat signalisiert, das Tempo der Lockerung zu drosseln, was die Märkte uneins über mögliche Zinssenkungen in den USA macht. ING-Strategen sehen in einer stärkeren Lockerung durch die Fed eine wichtige Voraussetzung dafür, dass die EZB weiter drastische Zinsschritte unternimmt. Sie warnen, dass eine Zinssenkung um einen Prozentpunkt möglicherweise nicht ausreichen könnte, falls die Fed aggressivere Maßnahmen ergreift.

Die Märkte könnten laut Michiel Tukker, Senior European Rate Strategist bei ING, wieder die Idee eines Leitzinses nahe 1,5 % aufgreifen. Damit bleibt das Volumen und Interesse an Optionen auf dem Euribor-Zinssatz hoch, was auf eine zunehmende Spannung vor den kommenden Entscheidungen hindeutet.
Wir empfehlen Ihnen und Ihren Kunden: Vergleichen Sie intensiv und sichern Sie sich die aktuellen Zinsen. Ob die erwartete Trendwende eintritt, ist weiter nicht vorherzusehen und hängt von vielen Faktoren ab.

Quelle: FMW/Bloomberg